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Stierkäfer

Typhaeus typhoeus

Der Stierkäfer, das aktuelle Insekt des Jahres 2024, lebt auch in der Marienfelder Feldmark!

Dem Stierkäfer sollten wir mit Respekt begegnen – aber nicht, weil er uns gefährlich werden könnte. Im Gegenteil, der Käfer mit den beeindruckenden Hörnern ist völlig harmlos und hat für die Umwelt und damit uns Menschen eine hohe Bedeutung. Der Käfer aus der Verwandtschaft der Mistkäfer lebt von den Hinterlassenschaften anderer Tiere, v. a. pflanzenfressenden Säugetieren. Dabei begeistert er sich besonders für Kaninchen, Ziege, Schaf, Reh-, Dam- und Rotwild. Die Käfer fressen selbst vom Kot und nutzen ihn für ihren Nachwuchs. Dazu gräbt der rund zwei Zentimeter große Käfer weitgehend senkrechte, bis eineinhalb Meter lange Stollen in den Boden – meist direkt neben frischem Kot. Dabei entsteht ein Erdhaufen, der einem Miniaturmaulwurfshügel ähnelt und oft ein Loch aufweist. Dazu bevorzugt er Sandböden ohne viel Gestein und ähnliche, gut grabbare Böden. Tief im Boden werden waagerecht, kurze Seitgänge angelegt, an deren Ende eine genau bemessene Portion Kot deponiert wird. Von diesem Brutpillen genannten, geformten Kotvorrat lebt die Larve nach dem Schlupf aus dem Ei – jede in ihrer eigenen Kinderstube. Nach der Verpuppung und dem Schlupf aus der Puppe wartet der Käfer bis zum nächsten Herbst, kommt dann an die Oberfläche und der Zyklus beginnt von neuem. Anders als die Mehrzahl der Insekten und v. a. der kotfressenden Insekten ist der Stierkäfer im Winterhalbjahr von etwa September an bis in den Mai als Käfer aktiv. Selbst in schneefreien, milderen Phasen mit im Winter ist er zu finden. Der Stierkäfer ist also ein robuster Geselle, der sich selbst bei kühlem Wetter tief in den Boden gräbt und hilft, das Kot schnell wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt wird. Übrigens steht er in Berlin trotzdem auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere und gilt als stark gefährdet. Er ist von Nutzungsänderung, Bebauung und Entwurmungsmitteln im Kot betroffen. Die letzten Berliner Vorkommen liegen alle am Stadtrand.

2024.03.17_ Jens Esser